Dieser Appell, in Bezug auf Medien und deren Berichterstattung, klang anlässlich des 13. Scholl-Forums am 06. Februar 2025 an der Geschwister-Scholl-Schule in Bensheim an. Zu Gast war Ute Wellstein, die Studioleiterin des Hessischen Rundfunks im Hessischen Landtag.
Zu Beginn des Scholl-Forums eröffnete Schulleiter Thomas Stricker die Gesprächsrunde mit einer herzlichen Begrüßung der anwesenden Jahrgänge der Oberstufe, einiger 9. und 10. Klassen sowie der HR-Journalistin und Leiterin des Landtagsstudios in Wiesbaden Ute Wellstein. Dabei wies er auf die bevorstehende Bundestagswahl und auf die Wichtigkeit von guten und schlechten Quellen hin. Er betonte, dass es höchste Priorität habe, besonders junge Menschen mit verlässlichen Informationen zu erreichen. Damit ständen die Öffentlich-rechtlichen mehr denn je im Fokus, um ihrem Bildungs- und Informationsauftrag weiterhin gerecht zu werden und auch aus zukünftig jungen Generationen mündige Bürgerinnen und Bürger zu machen.
Im Anschluss daran erklärte Frau Wellstein in ihrem kurzweiligen Impulsvortrag den Ursprung der öffentlich-rechtlichen Medien und betonte hierbei deren Unabhängigkeit, die während der nationalsozialistischen Diktatur keineswegs selbstverständlich gewesen sei. Deshalb sei die Dezentralisierung der Medien umso wichtiger, da sie der Allgemeinheit und keiner spezifischen Gruppe dienen würden. Die Bezeichnung von Medien als ,,4. Gewalt”, neben der legislativen, judikativen und exekutiven Gewalt, sei hingegen in Zeiten der Digitalität nicht mehr ganz zeitgemäß, so Wellstein.

In der folgenden Gesprächsrunde, die von drei Schülerinnen und Schülern der Politikwerkstatt aus der Jahrgangsstufe Q4 geleitet wurde, kam zunächst der Wandel der Medienlandschaft zur Sprache. Habe es früher drei Fernsehkanäle gegeben, befänden sich heute viele Menschen in ihrer eigenen medialen ,,Bubble”, was deren Blickfeld und Perspektiven sehr einschränken und zum Teil auch Gefahren bergen würde.
Auch führe die Logik der Algorithmen von Plattformen wie ,,X” nicht wirklich zu einer pluralistischen Meinungsbildung, sondern eher zu einer Einengung des Meinungskorridors. Wellstein appellierte in diesem Zusammenhang an alle Anwesenden, die Quellen stets zu hinterfragen, da Plattformen wie ,,TikTok” und Co. diesbezüglich nicht immer verlässliche Auskünfte bieten würden. Da heute jeder die Möglichkeit habe, Sender zu sein, ständen die klassischen Medien unter besonders hohem Druck, da kein Monopol mehr auf die Nachrichtenvermittlung bestehe. Deshalb brauche es eine diskursfähige und transparente Medienlandschaft, damit sich die Gesellschaft nicht zu stark von Fake News und Desinformationen beeinflussen lasse.
Im weiteren Verlauf wurden die Themen Repräsentation und Diskriminierung von Frauen in der Medienwelt angesprochen. Die HR-Journalistin sprach hierbei neben persönlichen Abwertungserfahrungen zwar von einer kontinuierlichen Verbesserung, allerdings sei noch lange nicht ein zufriedenstellender Zustand erreicht worden. Des Weiteren schneide der HR bei dem Aspekt der Frauenquote – verglichen mit anderen Sendern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – schlechter ab, sodass es auch hier noch Optimierungspotenzial gebe. Wellstein betonte jedoch, dass diesbezüglich viel diskutiert und ausprobiert werde. Bereichernd sei eine diverse Redaktionszusammensetzung auch deswegen, weil dadurch ein vielfältigerer Blick auf die Themen und in der Berichterstattung ermöglicht würde.

Auch die Fokussierung auf Migrationspolitik im aktuellen Bundestagswahlkampf wurde vom interessierten Publikum angesprochen. Dieses sehr wichtige Thema sei bei der Bevölkerung sehr emotional aufgeladen und führe oft zu Überforderungsgefühlen, so unser Gast. Aus diesem Grund würden die öffentlich-rechtlichen Medien eine besondere Verantwortung in der Berichterstattung tragen. Ein Ignorieren dieses Themas sei keine Option und im selben Zug müssten Unwahrheiten auch als solche entschieden bezeichnet werden. Der Algorithmus von Social Media spüle insbesondere bei diesem Gegenstand eher populistische als differenzierte Inhalte hoch, die jedoch für einen konstruktiven Diskurs unabdingbar seien. Dies sei eine Spannungsprobe für die Demokratie, da radikale Menschen oft dadurch in der Lage seien, sich online mit Gleichgesinnten weiter zu radikalisieren.
Deshalb betonte Frau Wellstein zum Abschluss, dass alle verpflichtet seien, sich in die Gesellschaft einzubringen, um einen pluralistischen Meinungsaustausch zu gewährleisten. Dabei komme es besonders auf die demokratische Meinung eines jeden Einzelnen an, die es dann zu respektieren und wertzuschätzen gelte.
Wir bedanken uns bei Ute Wellstein für ihre fundierten Erklärungen und den interessanten Einblick in die Herausforderungen der aktuellen Medienlandschaft.