Schüler*innen der Politikwerkstatt nehmen an Webinar zu Desinformationen und Verschwörungsmythen teil

Schüler*innen der Politikwerkstatt haben im Mai an einem Webinar zum Thema „Desinformationen und Verschwörungsmythen in Corona-Zeiten – erkennen, benennen und bekämpfen“ teilgenommen. Organisiert wurde dieses interaktive Seminar von Susanne Kolb, Referentin für politische Bildung bei der Regionalstelle Süd des „Beratungsnetzwerks Hessen – gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“, von Bettina Krauß, Leiterin des Fachbereichs Politische Bildung von der Kreisvolkshochschule Groß-Gerau, sowie von Volker Siefert, freier Journalist beim Hessischen Rundfunk.

Desinformationen (sog. „Fake News“) sind gefährlich. Vor allem in Zeiten wie der Corona-Pandemie sind sie für die Allgemeinheit gefährlicher denn je. Zudem nutzen Verschwörungstheoretiker gerade jetzt die Gunst der Stunde und verbreiten so viele Mythen, wie es nur geht. Diese beinhalten meist Kritik an Politikern oder großen Unternehmern, die angeblich diese ganze Katastrophe aus finanziellen Gründen selbst erzeugt haben und nun davon profitieren. Für die Verbreitung solcher Gedanken werden aktuell vor allem Soziale Medien wie Instagram, Facebook, WhatsApp oder Telegram genutzt. Dort haben die Accounts der einschlägigen Initiatoren teilweise mehrere tausend Follower, die solche Mythen sofort weiterverbreiten.

Der Journalist und Experte in Sachen „politischer und weltanschaulicher Extremismus“, Volker Siefert, war zusammen mit der Moderatorin Susanne Kolb für die Leitung des Webinars zuständig. Volker Siefert selbst ist seit vielen Jahren freier Journalist beim Hessischen Rundfunk und Redakteur für den Hörfunk und berichtet dort über aktuelle politische Geschehnisse. Er hat sich in den letzten Jahren vor allem auf die Themengebiete Extremismus in Politik und Gesellschaft, Desinformationen und Verschwörungsmythen spezialisiert.  


In seinem Vortrag sprach Herr Siefert zu keinem Zeitpunkt von „Verschwörungstheorien“, da eine Theorie, so seine Erklärung, auf Fakten aufbaue und einer logischen Begründung unterliege. Deshalb sei es seiner Meinung nach sinnvoller, von „Verschwörungsmythen“ zu sprechen, da es sich bei den aus der Luft gegriffenen Behauptungen ohne handfeste Beweise doch eher um erzählte Mythen, sog. Narrative einer Schicksalsgemeinschaft, handle. Problematisch seien diese Mythen vor allem, wenn eine Person in diese Ebene des Denkens abrutsche. Denn viele, die sich einmal darin befinden würden, seien häufig nur noch sehr schwer zugänglich für andere Argumentationen und würden diese mit meist eher halbdurchdachten Gegenargumenten abblocken. Man könne in solchen Fällen oftmals nur hoffen, dass die Person doch noch mit sich reden lasse – insbesondere das nahe Umfeld könne hier unter Umständen noch etwas erreichen. Denn nur, wenn diese Person trotz des Einflusses von Falschinformationen in Kommunikation trete, könne man sie möglicherweise doch noch davon überzeugen, dass die vermeintliche Wahrheit nichts mehr als Lügenmärchen basierend auf unbelegten Aussagen sei.

Die Absichten dieser Menschen, die solche Mythen verbreiten, scheinen erst einmal recht simpel: die Verbreitung von Panik und Angst, sodass das rationale Denken und Handeln der einzelnen Menschen verdrängt wird und diese sich dann den vermeintlichen Rettern, den oben genannten Verbreitern dieser Mythen, anschließen. Doch die Ziele, die damit erreicht werden sollen, sind vielen zumindest auf den ersten Blick eher unklar. Diese Menschen haben häufig extremistische Ansichten, andere sind ausgemachte Antidemokraten. Die Anhänger dieser Personen sollten sich deshalb die Fragen stellen: Wie sieht die Welt aus, die diese Menschen wollen? Welche Intention steckt hinter ihren Aktionen? Genaue Ziele definiert fast keiner dieser Mythenverbreiter. Und wenn doch, dann werden zumeist unrealistische, undemokratische oder archaische Gesellschaftssysteme entworfen.

Herr Siefert rät dazu, den biografischen und ideologischen Hintergrund der jeweiligen Person zu überprüfen und empfiehlt hierfür Internetseiten wie www.correctiv.org, den Faktencheck der dpa oder www.psiram.com. Diese bereiten fast täglich neue verlässliche Informationen auf, markieren Falschmeldungen auf ihren Seiten und berichtigen diese. Denn bei den Verbreitern dieser Mythen handele es sich nicht immer nur um politisch motivierte Extremisten, sondern auch um einfache Bürger oder auch um Journalisten, die auf ihre eigene Ideologie und Problemdarstellung fixiert seien. Zudem sei es wichtig, generell erst einmal einen kritischen Blick auf solche Meldungen zu werfen und sich untereinander auszutauschen. Dadurch bekomme man nicht nur einen objektiven Blick auf die Mythen und Personen, sondern auch neue Sichtweisen und Informationen von anderen.

Insgesamt war das 1,5-stündige Webinar sehr lehrreich und konnte den Teilnehmer*innen eine kompakte und fundierte Einführung in das Themenfeld bieten. Vielen Dank an die Organisator*innen für diese gelungene Veranstaltung.

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