„Diversity Convention“ mit Nicolas Puschmann an der Geschwister-Scholl-Schule: Für Vielfalt und Akzeptanz

Das neue Schuljahr startete gleich zu Beginn mit einer besonderen Veranstaltung: Am Freitag, den 04.09.2020, begrüßten rund 50 Oberstufenschüler*innen der Geschwister-Scholl-Schule in Bensheim mit Nicolas Puschmann den ersten „Prince Charming“ aus der gleichnamigen, mit dem Grimme-Preis prämierten Gay-Datingshow, zur „Diversity Convention“.

Der Begriff „Diversität“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Vielfalt bzw. Vielfältigkeit und meint in diesem Zusammenhang die Vielfalt von sexuellen Identitäten und von alternativ zur Mehrheitsgesellschaft praktizierten Lebensformen. Auch der Lebensort „Schule“ sollte Aspekte wie sexuelle Identitätsfindung, Coming-out und sexuelle Vielfalt stärker zum Thema machen, um in einer freiheitlich-demokratischen und aufgeklärten Gesellschaft ein Bewusstsein für Heterogenität zu schaffen. Seit 2016 hat das Kultusministerium die Akzeptanz sexueller Vielfalt als klares Bildungsziel definiert. Die Schule soll dabei ein Ort sein, an dem diskriminierungsfrei mit Homo-, Trans-, Inter- oder Bisexualität umgegangen wird.

Schulleiter Thomas Stricker sagte in seinen Eröffnungsworten, dass die Veranstaltung eine offene Wertschätzung gegenüber dem sei, was unter „LGBTIQ“ (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersexual und Queer) zusammengefasst werde. All das also, was von der sogenannten „Norm“ abweiche oder nicht den von der Gesellschaft entworfenen Familien- und Lebensmodellen von „Vater-Mutter-Kind“ entspreche, gelte es zu respektieren und zu akzeptieren. Zudem betonte Herr Stricker, dass auch im Sinne der Namensgeber der Geschwister-Scholl-Schule jegliche Form der Diskriminierung und Ausgrenzung inakzeptabel sei.

Anknüpfend daran berichtete Nicolas Puschmann in dem von den Schülermoderator*innen Isabel Scheele, Josephine Schmitt und Marco Mautry geführten Gespräch von seinen eigenen Erfahrungen. Er habe schon sehr früh für sich gewusst, dass er auf Jungs stehe, allerdings hätten das Akzeptieren der eigenen Identität und diese Phase der Persönlichkeitsentwicklung einige Zeit gedauert. Gegenüber seiner Mutter habe er sich eines Nachts geoutet, als er von einer Party nach Hause gekommen sei. Für seine Mutter, die es bereits geahnt habe, sei das Outing ihres Sohnes kein Problem gewesen, sein Vater hingegen habe doch etwas länger gebraucht, um die sexuelle Orientierung seines Sohnes zu akzeptieren.

Das in das Gespräch involvierte Publikum interessierte in diesem Zusammenhang unter anderem, wie man in ländlichen und zum Teil noch recht konservativ geprägten Regionen mit seiner eigenen Sexualität umgehen solle, wenn man z. B. homosexuell sei. Puschmann betonte, dass man zu sich selbst stehen und diejenigen Menschen hinter sich lassen solle, die einen nicht so akzeptieren, wie man sei. „Tu das, was für dich am besten ist und womit es dir gut geht und lass die Menschen hinter dir, die dir ein schlechtes Gefühl geben“, so Puschmann.

Neben Fragen zu persönlichen Erfahrungen wurde auch das Format der Datingshow „Prince Charming“ thematisiert. Neben dem Unterhaltungsfaktor und durchaus auch kritischen Fragen gegenüber solchen Formaten konnte die Sendung jedoch auch politische Botschaften für Toleranz und Akzeptanz senden und somit ein vielfältiges Bild von Homosexualität vermitteln. Mit seinem in der Sendung auserwählten Partner Lars Tönsfeuerborn lebt Puschmann heute in Düsseldorf zusammen.

Durch seine offene und vor allem authentische Art gewann der gebürtige Hamburger schnell das Vertrauen der Anwesenden und nahm sich auch im Anschluss an die Gesprächsrunde Zeit, um in Einzelgesprächen den Anwesenden zuzuhören oder ihnen einen Ratschlag mit auf den Weg zu geben.

Es war die erste Veranstaltung für Nicolas Puschmann mit Schüler*innen und er möchte sich zukünftig weiter dafür einsetzen, dass queere Themen noch stärker Eingang in den Unterricht finden, als dies bisher der Fall ist.

Resümierend lässt sich festhalten, dass Erziehung und Bildung die zentralen Möglichkeiten sind, um eine Gesellschaft langfristig dahingehend zu verändern, für einen vorurteilsfreien Umgang miteinander zu werben und eine entsprechende Haltung einzuüben. Gerade die gesellschaftliche Vielfalt macht das Leben bunt, interessant und lebenswert.

Alle Anwesenden empfanden diese von Barbara Reinhardt, Patrick Borchert und Stefan Trier organisierte Gesprächsrunde als bereichernd und hoffen auf eine nachhaltige Wirkung sowie auf ein Umdenken derer, die der Thematik kritisch gegenüberstehen. In diesem Sinne freut sich die Schulgemeinde der Geschwister-Scholl-Schule auf die nächste Veranstaltung, die ein Zeichen für Offenheit, Toleranz und Akzeptanz in unserer Gesellschaft setzt.

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