„dialogP“: Oberstufenschüler*innen diskutieren mit Landtagsabgeordneten

Am 14.03.2022 fand an der Geschwister-Scholl-Schule die Diskussionsveranstaltung „dialogP“ statt. Hierbei handelt es sich um eine Möglichkeit für Schüler*innen, in ein direktes Gespräch mit Hessischen Landtagsabgeordneten zu treten. Zu Gast waren die folgenden Abgeordneten von jeder der im Landtag vertretenen Parteien: Birgit Heitland (CDU), Hildegard Förster-Heldmann (Bündnis 90/Die Grünen), Karin Hartmann (SPD), Arno Enners (AfD), Lisa Deißler (FDP) und Christiane Böhm (DIE LINKE).

Unter der schülergeleiteten Moderation begann die Veranstaltung mit einer herzlichen Begrüßung durch unseren Schulleiter Thomas Stricker. Im Anschluss wurden den Teilnehmer*innen die Abgeordneten in einer kurzen Präsentation vorgestellt. Dabei bot sich auch die Möglichkeit, einen privateren Einblick in das Leben der anwesenden Politiker*innen zu erhalten, da beispielsweise auch das Lieblingsessen sowie die jeweils favorisierte Musikrichtung präsentiert wurden.

Nachdem die politischen Gäste kurze Grußworte an das Plenum gerichtet hatten, leiteten die Moderatoren ein Warm-Up-Quiz ein, um die Stimmung aufzulockern und allen Beteiligten mögliche Berührungsängste zu nehmen. Einer angeregten Diskussion stand nun nichts mehr im Wege.

Nicht nur die Schüler*innen aus den Jahrgangsstufen Q2 und Q4 erhofften sich, interessante Unterhaltungen führen zu können. Auch die Politiker*innen hatten die Erwartungen, tiefgründige Diskussionen zu führen und vor allem die Meinungen der Schüler*innenschaft in Erfahrung zu bringen. Arno Enners, Abgeordneter der Alternative für Deutschland, wünschte sich bei seinem ersten „dialogP“, viele Eindrücke sammeln zu können und eventuell seine Zuhörer*innen zum kritischen Denken anzuregen. Damit war er nicht allein. Karin Hartmann von der SPD teilte diese Hoffnung und appellierte zugleich daran, für die Demokratie einzustehen und sich mit derartigen Veranstaltungen für die Presse- und Meinungsfreiheit einzusetzen. Anknüpfend daran betonte Lisa Deißler von der FDP, dass sie sich einen konstruktiven Dialog mit den teilnehmenden Schüler*innen wünsche und möglicherweise neue Aspekte aufgezeigt bekomme. Die CDU-Politikerin Birgit Heitland erwartete einen respektvollen Umgang am Gruppentisch und hoffte auf kritische und detailreiche Auseinandersetzungen zu den verschiedenen Themen. Zudem wünschte sich Hildegard Förster-Heldmann (Bündnis 90/Die Grünen), den Schüler*innen mitteilen zu können, wie wichtig Politik und politisches Engagement sind.

Das Format sieht vor, dass die Mandatsträger*innen nach 10 Minuten den Thementisch wechseln, damit auch jede*r ihren/seinen individuellen Standpunkt äußern kann. Während der Diskussionen mit den Expertengruppen verfielen die Abgeordneten in intensive und zum Teil hitzige Schlagabtausche. In einer aber insgesamt sehr respektvollen Atmosphäre fühlten die Schüler*innen den Abgeordneten zu den folgenden Themen an den jeweiligen Tischen auf den Zahn:

  1. Soll Alkohol (Wein, Bier und Sekt) erst ab 18 Jahren verkauft werden?
  2. Sollen konfrontative Formen des politischen Protests (z. B. Blockaden von Klimaaktivisten) härter bestraft werden?
  3. Sollen Schüler*innen bis zum Abitur ein kostenloses Hessenticket für den ÖPNV erhalten?
  4. Soll die Schulpolitik von der Landes- auf die Bundesebene verlagert werden?
  5. Soll Deutschland Waffen an die Ukraine liefern?
  6. Muss die politische Bildung an Schulen vor dem Hintergrund gestiegener rechtsextremer und antisemitischer Strömungen und Taten gestärkt werden? 

Diese Streitfragen sorgten für ein enormes Diskussionspotenzial, sodass sich nicht nur kontroverse Wortgefechte ergaben, sondern überdies die zum Teil recht unterschiedlichen Standpunkte der Abgeordneten gut deutlich wurden. Lediglich bei einem Thema waren sich die Parlamentarier*innen einig: Bei der Frage, ob die politische Bildung in Anbetracht von rechtsextremen und antisemitischen Tendenzen gestärkt werden müsse, sprachen sich alle Abgeordneten dafür aus. Bildung sei ein hohes Gut und müsse einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung von antidemokratischen Tendenzen leisten. Auch bei der Frage, ob die Verantwortung in Bezug auf die Schulbildung von der Landes- auf die Bundesebene verlegt werden solle, wurde eine weitgehende Einigkeit bei den Politiker*innen sichtbar. Laut den Politiker*innen stehe die Individualität, welche sich aus der föderalistischen Konkurrenz ergebe, an oberster Stelle, wodurch schließlich auch die Qualität der Bildung erhöht werde.

Weiterhin ließen es sich die Abgeordneten auch nicht nehmen, ein paar Anekdoten zu erzählen, welche sie unter anderem auch als Argumentationsgrundlage nutzten. Erfahrungen mit Alkohol aus der eigenen Vergangenheit oder auch erschütternde Erfahrungsberichte wurden mit den Schüler*innen geteilt.

Die sich aus den Diskussionen ergebenden Pro- und Kontra-Argumente wurden von den Tischmoderator*innen festgehalten. In einer gemeinsamen Auswertung am Ende der Veranstaltung wurden die jeweils zentralen Gesichtspunkte vorgestellt, um schlussendlich über die Streitfragen abzustimmen. Jede*r Teilnehmende war nun aufgefordert, sich eine eigene Meinung zu bilden und sich zu positionieren. Abgestimmt wurde mit Hilfe von grünen und roten Stimmkarten.

Abschließend reflektierten die Politiker*innen die Veranstaltung, wobei ein breiter Zuspruch deutlich wurde. Die Abgeordneten waren über die kontroversen Gespräche hocherfreut. Sie lobten das Engagement und das allgemeine Interesse an den Streitfragen sowie die inhaltliche Qualität der Argumente und die Debattierfähigkeit der Schüler*innen. So hob zum Beispiel die CDU-Politikerin hervor, dass sie das Hinterfragen und Nachhaken sehr geschätzt habe und von der inhaltlichen Tiefe sehr beeindruckt gewesen sei. Anknüpfend daran sprach Karin Hartmann von unerwarteten Ergebnissen, da sie bei verschiedenen Themen die Ablehnungsquote anders erwartet hätte.

Schlussendlich wurde die Veranstaltung „dialogP“ von allen Beteiligten sehr positiv aufgenommen, was sich unter anderem auch an der breiten Beteiligung der sehr engagierten Schüler*innenschaft zeigte. Der faire Meinungsaustausch und die persönliche Nähe zu den Politiker*innen machten den Vormittag zu einem ganz besonderen Erlebnis.

Die Schulgemeinde bedankt sich recht herzlich bei den diskussionsfreudigen Abgeordneten sowie beim Hessischen Landtag – hier besonders bei Frau Isabel Fischer von der Stabsstelle Politische Bildung – und bei Kumulus e.V., die dieses gelungene Format ins Leben gerufen haben.

Links zu Presseberichten:

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