Das 2. Scholl-Forum bot gleich in mehrfacher Hinsicht einige Besonderheiten: Zum einen fand die zweite Auflage des im September 2019 ins Leben gerufenen Diskussionsformats im Rahmen des ersten Israel-Austauschs zwischen der Geschwister-Scholl-Schule und der Dror Experimental School aus Tel Mond statt. Zum anderen war dieses Mal nicht die Geschwister-Scholl-Schule in Bensheim der Gastgeber, sondern der Hessische Landtag und die Hessische Staatskanzlei waren die Austragungsorte dieses besonderen Scholl-Forums. Mit Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz, Landtagsvizepräsidentin Karin Müller und Europastaatssekretär Mark Weinmeister konnten gleich drei hochrangige Vertreter*innen der hessischen Landespolitik gewonnen werden, um sich mit den Schüler*innen und Mitgliedern der Schulgemeinde auszutauschen.
Um 9.30 Uhr kam die fast 80-köpfige Delegation, bestehend aus Schüler*innen und Lehrer*innen des deutsch-israelischen Austauschs, Teilnehmer*innen der Politikwerkstatt und Mitgliedern der Schulleitung, in Wiesbaden an. Zunächst standen eine Führung durch das historische Landtagsgebäude und ein Besuch auf der Zuschauertribüne des Plenarsaals auf dem Programm. Dabei wurden sowohl historische und architektonische Besonderheiten der verschiedenen repräsentativen Räume als auch die Funktionsweise der parlamentarischen Demokratie in Hessen erläutert.
Im Anschluss fand der erste Teil des Scholl-Forums mit dem Hessischen Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz und der Landtagsvizepräsidentin Karin Müller statt. Nach Begrüßungen und Ansprachen von Frau Müller, Herrn Prof. Dr. Lorz und Schulleiterin Frau Dr. Lüdtke, in denen von allen die Wichtigkeit einer engen Partnerschaft zwischen Israel und Deutschland betont wurde, kamen die israelischen und deutschen Schülermoderator*innen mit den Politiker*innen ins Gespräch.
Bereits am Vortag hatten sich die Schüler*innen hierfür in einem Workshop im Haus am Maiberg auf den Besuch in Wiesbaden vorbereitet, bei dem Themenfelder für die Diskussion ausgesucht und entsprechende Fragen entwickelt wurden. In der auf Englisch durchgeführten Diskussionsrunde wurde ein breites Themenspektrum angesprochen. Fragen zur Inklusion, zum Klimawandel und zur Fridays-for-Future-Bewegung, zu rechtspopulistischen Strömungen in Gesellschaft und Politik sowie zum erstarkenden Antisemitismus wurden gestellt und zum Teil kontrovers diskutiert. So lagen zum Beispiel die Meinungen bezüglich der Klimademonstrationen zwischen den Schüler*innen und insbesondere Herrn Lorz recht weit auseinander.
Vor dem Hintergrund des antisemitischen Anschlags von Halle betonten sowohl Frau Müller als auch Herr Lorz die Wichtigkeit von Schulpartnerschaften mit Israel. Beide freuten sich, dass nun auch die Geschwister-Scholl-Schule eine von 15 Schulen in Hessen ist, die mit ihrem Austauschprogramm eine enge Verbindung zu Israel aufbaut. Da auch Antisemitismus nicht vor dem Schultor Halt mache, seien präventive Anstrengungen zur Demokratieerziehung und Wertevermittlung an Schulen essenziell, ergänzte Lorz weiter. In der Debatte um die Sicherheit von jüdischen Mitbürger*innen in Deutschland stellte der Kultusminister dabei eindeutig klar: „Ein Angriff auf jüdische Gemeinden – ganz gleich ob mit Worten oder Taten – ist deshalb ein Angriff auf unser gemeinsames Wertefundament und muss mit der vollen Härte des Rechtsstaats verfolgt werden.“
Im Anschluss an die rund einstündige Fragerunde konnten sich die Beteiligten bei einem Mittagsimbiss auch noch einmal persönlich mit Frau Müller und Herrn Lorz unterhalten.
Nach einer Pause auf dem Wiesbadener Weihnachtsmarkt wurde die Hessische Staatskanzlei besucht, um dort mit Mark Weinmeister, Staatssekretär für Europaangelegenheiten der Hessischen Landesregierung, im zweiten Teil des Scholl-Forums über die Beziehungen zwischen Europa und Israel zu sprechen. Auch hier konnten die gut vorbereiteten Schülermoderator*innen – zwei israelische und zwei deutsche – mit ihren Fragen beeindrucken und für einen anregenden Austausch mit Herrn Weinmeister sorgen. Darüber hinaus wurde auch hier gemeinsam mit dem Plenum über Sicherheitsfragen, Nationalismus, Antisemitismus und den Israel-Palästina-Konflikt diskutiert.
Nachfolgend lieferte eine Präsentation zum Aufbau und zur Arbeitsweise der Hessischen Landesregierung einen intensiven Einblick in die Landespolitik und leitete zum letzten Programmpunkt, einer Führung durch die Staatskanzlei, über. Hierbei konnten die Teilnehmer*innen die Regierungszentrale Hessens und den Amtssitz des Ministerpräsidenten besichtigen und eine Vorstellung davon bekommen, wo und wie über Politik für Hessen beraten und entschieden wird.
Ein äußerst interessanter und sehr lehrreicher Tag ging damit zu Ende und sowohl die israelischen als auch die deutschen Schüler*innen und Lehrer*innen fuhren mit vielen neuen Eindrücken zurück nach Bensheim. Die Schulgemeinde der Geschwister-Scholl-Schule dankt sehr herzlich den Mitarbeiter*innen des Hessischen Landtags und der Hessischen Staatskanzlei, die diesen Tag ermöglicht und hervorragend organisiert haben. Ein weiterer Dank geht an die Politiker*innen Frau Müller, Herrn Lorz und Herrn Weinmeister, die sich die Zeit genommen haben, um mit den Vertreter*innen der Geschwister-Scholl-Schule und der Dror Experimental School so intensiv ins Gespräch zu kommen.