Verstärkung für Leitungsteam

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Bensheim. Dr. Polichronia Thomoglou ist an der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) keine Unbekannte. Die Oberstudienrätin war vor ihrer Abordnung an das Staatliche Schulamt Heppenheim und das Wiesbadener Kultusministerium – wo sie sich um die Aufnahme, Beschulung und Förderung von Flüchtlingskindern kümmerte und entsprechende Konzepte erstellte – bereits als Lehrerin an der kooperativen Gesamtschule tätig. Seit 2014 ist sie außerdem Dozentin an der TU Darmstadt.

Ende vergangenen Jahres ist die gebürtige Griechin, die in Heidelberg promoviert und unter anderem an einer bilingualen Schule sowie eine Zeit lang im Ausland gearbeitet hat, an die GSS zurück gekehrt. Dort ist sie als Koordinatorin und Ansprechpartnerin für vier DaZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) Mitglied des Schulleitungsteams. Thomoglou hat den Status einer Schulzweigleiterin. Für Schulleiterin Dr. Angela Lüdtke bedeutet die Arbeit mit der neuen Kollegin eine „klare Aufwertung des DaZ-Kompetenzzentrums an unserer Schule und eine professionelle Begleitung“.

Ziel der Förderklassen ist der Erwerb der deutschen Sprache und damit die zügige Integration der Kinder und Jugendlichen. Vorteile der GSS: Nach dem einjährigen Besuch der DaZ-Klassen mit jeweils 22 Wochenstunden können die Schüler nahtlos in die Regelklassen der Haupt- und Realschule oder des Gymnasiums wechseln – und zwischenzeitlich schon mal „schnuppern gehen“.

Das Förderkonzept sieht sowohl altersgemischte Klassen als auch Einteilungen nach Sprachniveau vor. Derzeit besuchen 66 Minderjährige aus Kriegs- und Katastrophengebieten in Syrien, Afghanistan, Eritrea und Somalia, aber auch aus Europa, Südamerika und China den Unterricht.

Eine weitere große Chance und Motivation für Zuwandererkinder ist die Möglichkeit, nach Abschluss des DaZ-Projekts und schriftlicher sowie mündlicher Prüfung das Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz zu erwerben. Es entspricht europäischem Standard und kann in zwei Stufen abgelegt werden. Nächster Prüfungstermin an der GSS ist Ende März. Die Scholl-Schule war bis 2014 eine von mehreren hessischen Piloteinrichtungen und führt seitdem den kompetenzorientierten Unterricht fort.

Als eine „große Herausforderung für uns alle“ bezeichnen die beiden Pädagoginnen die stete Zunahme von Flüchtlingskindern, darunter viele unbegleitete Jugendliche. Und Lüdtke macht unmissverständlich klar, dass sie sich bei der Mammutaufgabe „noch mehr Unterstützung von staatlicher Seite für die sozialpädagogische Arbeit wünscht. Zurzeit müssen die Lehrkräfte gleichzeitig Sozialpädagogen sein.“ GSS-Oberschüler haben aktuell Patenschaften übernommen, SV, Eltern, Förderverein, der Lions-Club und die städtischen Integrationslotsen helfen ideell und materiell.

Bislang habe man im Förderunterricht keine negativen Erfahrungen gemacht. „Es mangelt nicht an Disziplin. Bildung wird von den meisten als Privileg angesehen“, berichten Lüdtke und Thomoglou übereinstimmend.

Einig sind sie sich auch darüber, dass der Bedarf an DaZ-Klassen noch weiter steigen wird, dass immer mehr ausgebildetes Lehrpersonal, aber auch mehr Raum benötigt wird. gs

© Bergsträßer Anzeiger, Samstag, 06.02.2016

 

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