Q3 auf Exkursion in die Stadt der Reichsparteitageund Kriegsverbrecherprozesse

In der vergangenen Woche machte sich der gesamte Abi-Jahrgang auf den Weg nach Nürnberg, um sich das erworbene Wissen über den Nationalsozialismus und die Besatzungszeit in Deutschland an historischer Stelle in Erinnerung zu rufen und mit Leben zu füllen.

Am Vormittag stand ein Besuch im Justizpalast auf dem Programm, wo im Sitzungssaal 600 am 20. November 1945 der „Hauptkriegsverbrecherprozess“ eröffnet worden war, dem sich später noch zwölf „Nachfolgeprozesse“ anschlossen. Vor Gericht standen damals alle NS-Größen aus Politik, Verwaltung, Militär und Wirtschaft, derer man habhaft werden konnte, insgesamt 21 Angeklagte, die sich vor dem Internationalen Militärgerichtshof zu verantworten hatten. Der Prozess stellte ein Novum in der Entwicklung des Kriegsvölkerrechts dar, da hier erstmals ein Herrschaftsregime wegen seines Angriffskrieges und der begangenen Verbrechen an der Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten und an Kriegsgefangenen angeklagt wurde. Für die bis dahin kaum vorstellbaren Verbrechen gegen Zivilbevölkerungen auch im eigenen Land, die massenhafte Verfolgung, Deportation, Versklavung und Ermordung geächteter Gruppen, allen voran der europäischen Juden, musste ein neuer Straftatbestand erst geschaffen und benannt werden: „Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“ Auch wenn mit den Nürnberger Prozessen nur die „Spitze des Eisbergs“ berührt wurde, sorgten sie doch dafür, dass die noch verfügbaren Beweismittel und Zeugenaussagen akribisch gesammelt wurden und so das Ausmaß des Verbrechens offenlegten. Die „Nürnberger Prinzipien“ werden als Meilenstein in der Entwicklung des Völkerrechts angesehen und sind heute fester Bestandteil des internationalen Rechts.

Nachmittags ging es dann bei ungemütlichen Temperaturen hinaus zum Dutzendteich, besser bekannt als „Reichsparteitagsgelände“, wo die baulichen Überreste Zeugnis von der Gigantomanie ablegen, mit der das NS-Regime für seine verbrecherischen Ziele in Partei und Gesellschaft warb: „Du bist nichts, dein Volk ist alles“ – diese zentrale Parole der NS-Ideologie sollte auch in der Architektur veranschaulicht werden. Zu sehen sind die bis heute unvollendet gebliebene Kongresshalle mit ihren gigantischen Ausmaßen, die einmal die pseudosakrale Kathedrale der Bewegung werden sollte, und das Zeppelinfeld mit Haupttribüne, wo von 1933 bis 1938 die Parteitage der NSDAP mit Aufmärschen, Paraden, Appellen, Totengedenken und Wehrmachtsvorführungen stattfanden und den Geist der „Volksgemeinschaft“ propagierten.

Wir danken allen Teilnehmern für ihr Interesse und ihr Durchhaltevermögen. 

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