Pädagogischer Tag an der Geschwister-Scholl-Schule: „Nichts ist schlimmer, als wenn die Breite der Gesellschaft in Passivität verharrt!“

Gleich zu Beginn des neuen Schuljahres fand am 22.08.2019 an der Geschwister-Scholl-Schule ein Pädagogischer Tag zum Thema „Werte – Schulkultur – politischer Extremismus in Schulen“ mit prominenten Gastrednern statt. Eingeladen waren Uwe Becker, Antisemitismusbeauftragter der Hessischen Landesregierung und Bürgermeister der Stadt Frankfurt, sowie Prof. Hans-Joachim Funke, Politikwissenschaftler und Extremismusexperte aus Berlin, um im Forum der Geschwister-Scholl-Schule vor Lehrkräften, Eltern und Oberstufenschüler*innen der Leistungskurse Politik und Wirtschaft und Geschichte zum Thema zu referieren.

Die thematische Ausrichtung dieses Tages ergibt sich aus einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung unserer Schule, aufkommenden populistischen, extremistischen und antisemitischen Tendenzen sowie sprachlichen Verrohungen, die auch vor unserer Schule nicht Halt machen, im Sinne unserer Namensgeber entschieden entgegenzutreten und eine entsprechend professionelle Haltung zu entwickeln. So sprach sich bereits Ende des letzten Schuljahres eine sehr große Mehrheit unserer Schulgemeinde für die Beschäftigung mit diesem Thema aus.

Nach der Begrüßung und einführenden Worten von Schulleiterin Dr. Angela Lüdtke sowie von Fachbereichsleiter Stefan Trier hielt zunächst Uwe Becker einen Impulsvortrag zu den Schwerpunkten Antisemitismus und sprachlichen Tendenzen im politischen, aber auch im gesamtgesellschaftlichen Raum, die populistisches und extremistisches Vokabular wieder verstärkt salonfähig machen würden. Dabei betonte er, dass der Name unserer Schule eine Verpflichtung sei und rief die Anwesenden zu kritischer Wachsamkeit und Zivilcourage auf, um der zitierten Passivität Einhalt zu gebieten. Becker zeigte sich zudem über die Initiierung eines Austauschprogramms mit einer Partnerschule aus Israel, welches im kommenden Spätherbst seine Premiere feiern wird, sehr erfreut.

Im Anschluss daran hielt Prof. Funke einen Vortrag, in dem er Parallelen zwischen der heutigen Entwicklung der Neuen Rechten und den antidemokratischen Tendenzen während der Weimarer Republik aufzeigte. „Der Kampf um die Erinnerung“, so der Titel seines neuesten Buches, sei auch vor dem Hintergrund einschlägiger Äußerungen Alexander Gaulands und Björn Höckes (AfD) elementar, um die freiheitlich-demokratische Grundordnung aktiv gegen Rassismus und eine solche Art der Geschichtsvergessenheit und -relativierung zu verteidigen.

In der anschließenden Diskussionsrunde mit Becker und Funke, die von vier Schülermoderator*innen geleitet wurde, kamen unter anderem Fragen zum Wahlverhalten in Ostdeutschland, zur Strategie der AfD, zu politischer Freiheit und zur Rechtsstaatlichkeit auf. Die beiden Gäste waren sich darin einig, dass die aktuellen Entwicklungen, wie zum Beispiel der Mord an den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, Anlass zu großer Besorgnis geben würden. Umso mehr sei es die Aufgabe der Gesellschaft, für Menschenrechte und den liberalen Kern unserer Demokratie einzutreten und sich derjenigen Minderheit entgegenzustellen, die gegen diese Werte propagiere.  

Nach einem biologisch-fairen Frühstücksempfang besuchten sowohl die Lehrkräfte als auch einige Vertreter*innen aus der Schüler- und Elternschaft verschiedene Workshops, die von Expert*innen geleitet wurden, um einzelne Aspekte schulpraktisch zu vertiefen. Dabei zeigte sich eine beeindruckende Bandbreite an Workshop-Angeboten, die zum Beispiel vom Umgang mit Stammtischparolen, multidimensionaler Diskriminierung über Antisemitismus in der Schule bis hin zur konstruktiven Konfliktlösung und zur Entwicklung eines respektvollen Miteinanders reichte.

Nach einer intensiven Arbeitsphase wurden zum Abschluss die Arbeitsergebnisse aus den Workshops in einem Galerierundgang präsentiert, wodurch ein Austausch zwischen den einzelnen Themenschwerpunkten ermöglicht wurde.

Die Schulgemeinde dankt den beiden vortragenden Gästen, Uwe Becker und Prof. Hans-Joachim Funke, für ihre Denkanstöße, den Workshopleiter*innen für ihre Expertise in der praktischen Umsetzung sowie dem Organisationsteam dieses umfangreichen Pädagogischen Tages, Stefan Trier, Stephanie Dörnhofer, Stefan Berg und Patrick Borchert.

Vgl. zur Berichterstattung des Bergsträßer Anzeiger über den Pädagogischen Tag an der Geschwister-Scholl-Schule:

https://www.morgenweb.de/bergstraesser-anzeiger_artikel,-bensheim-demokratie-lebt-von-der-erinnerung-_arid,1505734.html

https://www.morgenweb.de/bergstraesser-anzeiger_artikel,-bensheim-geschwister-scholl-schule-name-ist-verpflichtung-_arid,1505735.html

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