119 Realschüler erhielten ihre Abschlusszeugnisse
Dass Lust und Laune ein guter Lernmotor sind, mag durchaus eine Wunschvorstellung sein. Dass die Geschwister-Scholl-Schule ein Lebensort für die Absolventen des Realschulzweiges war, an dem nicht ein rein mechanischer Input von Wissen stattfand, spiegelte sich nicht zuletzt in der Abschlussfeier der Realschüler und -schülerinnen am Freitag im Forum wider.
Martina Barnewold, Leiterin des Zweiges, sprach von einem „bedeutenden wie freudigen“ Ereignis, als sie zusammen mit Schulleiterin Dr. Angela Lüdtke und fünf Klassenlehrern die Zeugnisse aushändigte.
Martina Barnewold schloss in ihrer Rede den Bogen der zehnjährigen Schulzeit vom neugierigen und wissbegierigen ABC-Schützen mit der Schultüte in der Hand bis heute. Eine gewichtige Rolle spielten in dem Prozess die Lehrer, mit denen man nicht immer und gleich gut zurechtkam. Aber: „Alle haben versucht, euch das beizubringen, was ihr zu einem guten Abschluss braucht, und ganz oft auch ein bisschen mehr.“ Bei den Lehrern spielte stets eine innere Beteiligung mit, man freute sich und litt und brütete über Arbeiten und Noten. Vehement kritisierte sie ein vom ehemaligen Bundeskanzler Schröder noch geschürtes Klischee von einem leichten Lehrerleben, in dem mittags der Griffel fällt. Das Gegenteil sei der Fall. „Viel zu selten wird gelobt, in der Schule wie auch im Arbeitsleben“, meinte die Pädagogin. Schlechte Leistungen werden sanktioniert, gute wie selbstverständlich hingenommen.
Einen kritischen Blick warf sie auf die vor einigen Jahren eingeführten Schulinspektionen. Ziel sei es, aus der Perspektive von außen und durch ein besonders geschultes Team die Qualität des Unterrichts zu überprüfen. „Aber ein kaputtes Auto Marke Schulsystem wird nicht dadurch wieder flott, dass ich es öfter beim TÜV vorfahre.“ Dazu sei schon eine fachgerechte Reparatur nötig. Ebenso wenig spreche eine Abschlussprüfung für Qualität. „Die gab es schon mal, dann wurde sie abgeschafft und wieder eingeführt.“ Mittelmäßiges Bildungsniveau bestätigte die PISA-Studie der Bildung in Deutschland. Martina Barnewold sieht darin kein Signal, dass Schüler „dümmer geworden sind“. Vielmehr haben sich die Gesellschaft und die Welt verändert. Darauf müsse das Bildungssystem eine angemessene Antwort finden. Kontraproduktiv seien der Sparkurs, Klassen mit 30 und mehr Schülern und ein verstärkter Leistungsdruck durch Prüfungen.
Bei all dem darf die Lust und Laune als Motivationsmotor nicht verloren gehen, sagte sie. Denn das Lernen geht nach dem Abschluss der Mittleren Reife für wohl alle weiter: in der Berufsschule, in der Fachoberschule oder in der Oberstufe der GSS.
118 Schüler aus fünf Klassen sagen Adieu. Schulleiterin Dr. Angela Lüdtke verwies auf die damit verbundene Anforderung, eigenständig zu handeln. „Bislang war die schützende Hand der Schule über euch.“ Die Pennäler haben in zehn oder elf Jahren das Rüstzeug erworben. Über das Fachwissen hinaus erlernten sie Kompetenzen, die die Voraussetzung für mündige Staatsbürger sind. Deren Engagement „braucht unsere „Gesellschaft dringend.“
Im Namen der Eltern sprach Frau Kuhlmann. Sie betonte, dass die heutigen Schüler nicht als I-Phone-Generation diskreditiert werden dürfen. Großes Lob richtete sie an die Schule, in der jeder einzelne der 1700 Schüler wichtig und ernst genommen werde. Mit dem Abschluss in der Tasche werden die Zehntklässler jetzt Neuland betreten. Oder, wie es Susanne Marx in Vertretung der Klassenlehrer formuliert: „School out for summer, but not forever“
Die Feier umrahmten Schüler aus dem WPU-Kurs „Praxis der Rock- und Popmusik“ von Jens Frohnapfel. Neben dem Oberstufenschüler Benjamin überzeugte eine Neuntklässlerin mit Sologesang. Die Stimme der jungen Lara gefiel dem Publikum, das sich mit einem gewaltigen Applaus bedankte. moni