Gemeinsam mit unserem Ethik- Kurs, begleitet von Frau Jochmann-Munder, waren wir am Donnerstag, den 30.3, im Hospiz in Bensheim. Morgens um 8 Uhr wurden wir sehr nett von der Frau Lücken empfangen, welche uns in das Hospiz-Leben mit einem kurzen Film und einem inhaltsreichen Vortrag einführte.
Das erste Hospiz in Deutschland wurde 1986 eröffnet, Grund dafür waren viele AIDS Patienten, welche man damals noch nicht heilen konnte. Heute sind es überwiegend Krebspatienten. Im Hospiz wird man ausschließlich aufgenommen, wenn es sich um eine unheilbare Krankheit handelt. Hier wird die Palliativmedizin angewendet, d. h. man ermöglicht den Schmerz und die Trauer zu minimieren. Das Ziel ist nicht die Heilung des Gastes, sondern das verbliebene Leben so angenehm wie möglich zu gestalten.
Oft werden die Patienten von ihren Hausärzten begleitet, dies aber nur, wenn das Hospiz in ihrer Reichweite ist. Wie schon erwähnt, steht das Wohl des Gastes an allererster Stelle. Die Mitarbeiter schauen was dem Patienten guttut, manchmal wird auch auf Medikamente verzichtet, wenn sie zu belästigend sind. Außerdem wird eine möglichst positive und gemeinschaftliche Stimmung geschaffen, beispielsweise durch gemeinsames Essen oder durch den Empfang des Gastes durch das ganze Team und oft auch der Familie. Im Hospiz wird auch gescherzt und gelacht.
Die Patienten können ihre Zimmer durchaus frei gestalten, aber natürlich nur mit kleineren Sachen wie Bildern, Fotos oder anderen Erinnerungen. In Absprache werden auch eigene Haustiere mitgenommen, zum Hospiz gehören auch zwei Katzen. Frau Lücken erzählte uns, dass die Katzen einen siebten Sinn hätten und oft zu den gerade Sterbenden gingen. Überraschend war für uns, dass die Patienten in dem Esszimmer wirklich glücklich schienen.
Natürlich können mit dem Tod auch Probleme auftauchen wie Familienstreitigkeiten um das Erbe. Deswegen hat jeder Gast das Recht den Zutritt zum Haus zu gewähren. Bei Besuch kommt die Pflegekraft und fragt beim Patienten zuerst nach, ob dieser willkommen ist.
Eine Frage von uns war, wie die Pflegekräfte mit ihrem Berufsalltag umgehen. Die Betreuer schließen Bekanntschaften, aber keine Freundschaften, um einen gewissen Abstand zu halten. Dazu wird in dem Verhältnis nur das „Sie“ im Gespräch benutzt.
Wenn ein Gast stirbt, wird eine kleine Kerze vor seinem Zimmer angezündet und eine große im Flur. Dann haben die Angehörigen noch 24 Stunden Zeit sich zu verabschieden. Vorher werden die Verstorbenen noch einmal gewaschen und schön bekleidet. Die Verstorbenen werden immer in einem Sarg abgeholt. Selbst wenn es die Angehörigen nicht finanzieren können, legt das Hospiz die Kosten vor und beantragt die Erstattung im Nachhinein vom Sozialamt.
Erstaunlich ist die ehrenamtliche Beteiligung und Mitarbeit im Hospiz, aber auch die Gutmütigkeit der Spender. Es gibt aktuell 80 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer und es werden ca. 300 000 Euro Spenden pro Jahr gebraucht, um die zusätzlichen Kosten finanzieren zu können. Die Tagessätze des Hospizes überschreiten die von der Krankenkasse genehmigten um drei Stunden. .Wichtig ist, dass der Aufenthalt im Hospiz aus freiem Willen geschieht oder aus der vorher definierten Patientenverfügung hervorgeht.
Die Message, die uns vermittelt wurde: Es gilt nur das Hier und Jetzt und jede Stunde unseres Lebens ist wichtiger als wir denken!
(Kira, Ina und Frederic)