Geschwister-Scholl-Gedenktag: Ein eindrucksvoller Vortrag über Erinnerung und Verantwortung

Im Rahmen des Geschwister-Scholl-Gedenktages hatten wir heute die Ehre, Benjamin Graumann, den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, bei uns willkommen zu heißen. Nach der Begrüßung und Einstimmung durch unseren Schulleiter, Herrn Stricker, teilte Herr Graumann seine bewegenden Erinnerungen und sprach eindringlich über das jüdische Leben sowie den fortwährenden Kampf gegen Antisemitismus.

A3829 ist die Nummer, die Herrn Graumanns Großvater im Alter von 20 Jahren im Konzentrationslager Auschwitz tätowiert wurde. Diese Nummer symbolisiert, wie damals Menschen zu Nummern, ihrer Menschlichkeit beraubt und systematisch ermordet wurden. Sie steht für den Verlust der Menschlichkeit und die unvorstellbaren Schicksale der Opfer. Herr Graumann berichtete von der schmerzhaften Trennung seines Großvaters von seiner Mutter und dem erschütternden Moment, als ein SS-Mann ihm sagte, dass er seine Mutter nie wiedersehen würde. Diese bewegenden Erinnerungen verdeutlichen, dass der Holocaust nicht nur eine historische Tatsache, sondern auch eine Mahnung an uns alle ist.

In seiner bewegenden Rede und der anschließenden Diskussion mit Schülerinnen und Schüler der Oberstufe sprach Herr Graumann über die wachsende Bedrohung durch Judenhass in unserer Gesellschaft und betonte die Verantwortung, die wir alle tragen, um gegen diese Form des Hasses einzutreten. Der Kampf gegen Antisemitismus bleibe von zentraler Bedeutung für unsere Demokratie, da die größte Gefahr für unsere Gesellschaft in der Gleichgültigkeit und im Schweigen gegenüber dem Hass liege. Wenn die Mehrheit es versäume, die Minderheit zu schützen, gefährde sie nicht nur das Wohl dieser Minderheit, sondern die Demokratie selbst.

Herr Graumann betonte, dass der Holocaust nicht mit Auschwitz begann, sondern in der Verrohung der Sprache, dem Schweigen der Gesellschaft und dem Verlust von Empathie seinen Ursprung hatte. Er forderte die Politik auf, entschlossener gegen Antisemitismus vorzugehen und eine klare Haltung gegen Hass und Intoleranz zu zeigen. Mit den Worten von Elie Wiesel: „Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit“, rief er uns dazu auf, das Schweigen zu brechen und aktiv gegen das Vergessen und die Verbreitung von Hass einzutreten.

Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass das Schweigen nicht die Antwort bleibt und wir für eine Welt eintreten, in der Empathie und Respekt an erster Stelle stehen! Freiheit und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit – daran erinnern uns die Geschwister Scholl. Wir müssen immer wieder dafür eintreten, dass „nie wieder“ keine leere Phrase bleibt, sondern ein lebendiges Versprechen ist, das wir mit Verantwortung und Handeln füllen.

Wir danken Herrn Graumann, der Schirmherr des diesjährigen Gedenktages war, für seinen Besuch, seine Offenheit und den interessanten sowie bewegenden Austausch.

In einer weiteren Veranstaltung an diesem für unsere Schulgemeinde besonderen Tag hatten fünf Klassen und Kurse die Gelegenheit, mit dem Fotografen Rafael Herlich über seine Ausstellung „Jüdisches Leben in Deutschland“ ins Gespräch zu kommen. Auch hier sind wir für diese interessanten Einblicke sehr dankbar.

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