Geschwister – Scholl – Gedenktag (22.02.2017) – „Stadtführung zum Thema „Bensheim in der NS-Zeit“

Der Geschichtskurs der Q2 unter der Leitung von Herrn Sonntag machte anlässlich des 74. Gedenktages der Geschwister Scholl eine Stadtführung durch Bensheim, um mehr über die Ereignisse in der NS-Zeit vor Ort zu erfahren. Der Rundgang startete vor dem Bensheimer Amtsgericht in der Wilhelmstraße, welches bereits zur damaligen Zeit eine wichtige Rolle spielte: Es war das Gestapo-Gefängnis. Während wir das Gebäude von außen betrachteten, erfuhren wir mehr über die sogenannten Endphaseverbrechen, d.h. die Ereignisse kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, als die Überquerung des Rheins durch die Amerikaner und die bald darauf folgende Einnahme der Stadt kurz bevorgestanden hatte. Diese Ereignisse stellen ein dunkles Kapitel in Bensheims Geschichte dar. Noch vor dem Gebäude las man einige Namen der Gefangenen bzw. Opfer vor, die ungerechtfertigt inhaftiert worden waren. Dann begaben wir uns auf denselben Weg, den damals die Gefangenen zu ihrer Ermordung antreten mussten. Wir liefen zum ehemaligen Gestapo-Hauptgebäude, welches zuvor eine Taub-Stummen-Schule gewesen war. Vorort gingen wir in einen kleinen Garten, wo heute ein Spielplatz angelegt ist und Blumen blühen, in dem am 24.03.1945 zwei amerikanische Kriegsgefangene erschossen wurden. Mit dem Mord an den gefangenen Soldaten verstießen die Täter wissentlich gegen das Genfer Abkommen, was damit schon damals ein Kriegsverbrechen war. Danach überquerten wir die Darmstädter Straße, die zur damaligen Zeit noch „Adolf-Hitler-Straße“ hieß. Hitler selbst besuchte am 20. März 1935 die Stadt Bensheim und benutze dabei diese Straße. Unser Weg führte nun in das Bensheimer Villenviertel, in dem sich das damalige Militärgericht, das Standgericht Helm, befand, welches zahlreiche Deserteure und Soldaten zum Tode verurteilte. Am 23. März 1945 wurden hier drei junge Soldaten, fast noch Kinder, wegen Kleinigkeiten zum Tode verurteilt, abgeführt und in der Nähe des heutigen Wasserwerks hingerichtet. Gemeinsam gingen wir den Weg der Verurteilten bis zum Ort ihrer Ermordung.
Kurz darauf begaben wir uns zur Kreuzung Ernst-Ludwigstraße/Moltkestraße, an der die Gestapo am Abend des 24. März 1945 die 14 Gefangen aus dem Gefängnis in der Wilhelmstraße zur Hinrichtung auf den Kirchberg vorbeigeführt hatte. Zwei der Gefangenen, Gretel Maraldo und Alex Romanow, gelang an dieser Stelle die Flucht, doch Gretel Maraldo wurde entdeckt und erschossen. Unser Weg ging weiter genau wie damals für die übrigen Gefangenen. Der nächste Halt war ein unscheinbarer Platz irgendwo im Wald unterhalb des Kirchberges, wo heute ein Gedenkstein steht, der erinnern soll an die Opfer der Kirchbergmorde, vor dem sich zur NS-Zeit ein Massengrab befand. Hier endete unsere erste Etappe.
Danach besuchten wir die Gedenkstätte der ehemaligen Bensheimer Synagoge in der Nibelungenstraße, die in der „Reichskristallnacht“ vom 9. auf den 10. November 1938 von Bensheimer SA- und SS-Männern durch einen Brand zerstört wurde. Zunächst gingen wir vor Ort auf das Konstrukt der Gedenkstätte ein und diskutierten über die Beziehung zu den Ereignissen von damals.
Abschließend besuchten wir den zentralen Stolperstein in der Bensheimer Innenstadt, der gleichzeitig ein Mahnmal ist. Er soll an das dunkle Kapitel der Zeit des Nationalsozialismus in Bensheim erinnern und mahnen, dass sich solche Geschehnisse nicht wiederholen dürfen.

Antonia Storm (Q2)

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