Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl

GSS erforscht Meilenstein der deutschen Demokratie in Zwingenberg

Sollte sich in Zwingenberg tatsächlich ein Meilenstein der deutschen Demokratiegeschichte zugetragen haben? Schülerinnen und Schüler der Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl an der GSS in Bensheim recherchieren auf den Spuren des Zwingenbergers Johann Georg Dieffenbach, welcher nach der Befreiung von napoléonischen Einflüssen als einer der pro-demokratischen hessischen Akteure gilt. Inwieweit dies zutrifft oder die Annahme einer Übertreibung unterliegt, wollen die Schüler*innen herausfinden. Gemeinsam mit ihren Lehrkräften Joy Zinela und Frank Maus haben sie einige Kontakte in Zwingenberg hergestellt, Interviews geführt, Unterlagen aus dem Lokalarchiv eingesehen sowie weitere Quellen gesichtet, die nun in den nächsten Wochen ausgewertet werden.  

Engeren Abstimmungskontakt pflegten die Schüler*innen zum Zwingenberger Bürgermeister Dr. Holger Habich, der das Dieffenbachsche Forschungsprojekt mit Frank Maus identifiziert hatte. Der Kontakt war über Dr. Holger Zinke von der Felsbergakademie hergestellt worden, welcher in Kooperation mit Lehrenden der Universitäten Mainz und Wien für den Untersuchungsgegenstand „Orte der Demokratieentwicklung“ Kontaktpersonen in der Region Bergstraße suchte. Aufgrund der anerkannten jahrzehntelangen Arbeit der Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl fiel die Wahl auf die selbstständige Forschergruppe an der Geschwister-Scholl-Schule in Bensheim.

Habich, vormals selbst Abiturient der Schule, weiß um die Person Dieffenbachs, hat doch der Name in Zwingenberg einen gewissen Bekanntheitsgrad: „In Zwingenberg trifft man an verschiedenen Stellen auf den Namen Dieffenbach. So gibt es beispielsweise den Diefenbach-Saal im Bunten Löwen, der oft von städtischen Gremien genutzt wird oder auch die Diefenbach-Straße. Wenn man allerdings genauer hinschaut und nachfragt, wird offenkundig, dass viele Zwingenberger zwar den Namen kennen, nicht aber die Hintergründe seiner Person, geschweige denn Dieffenbachs politische Ambitionen. So erschien es uns zweckmäßig und reizvoll, dass sich die Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl des Falles annimmt und zur Beleuchtung seiner Person sowie Funktion Beiträge liefert.“

Nach Meinung von Rektor Frank Maus steht Dieffenbach in relevantem Kontext zu den Demokratieentwicklungen des frühen 19. Jahrhunderts: „Wir feiern 2023 das 175-jährige Jubiläum der demokratischen Revolution von 1948. Hierzu wird es landauf, landab Gedenkveranstaltungen geben. Historische Forschung ist sich dabei gewiss, dass ein historisches Ereignis nie auf einen Einzelpunkt fokussiert werden kann“. Stets gebe es eine relevante Vorgeschichte und Nachwirkungen, denn Geschichte sei nur im Kontext zu verstehen. „Ohne nun zu viel vorweg nehmen zu wollen“, so Maus weiter, „gehörte Dieffenbach zu den Vorreitern der Demokratieentwicklung der nachnapoléonischen Ära. Das Besondere hierbei ist nicht nur sein Wirken, sondern auch der Ort. Zwingenberg, das können wir bereits heute sagen, ist als ein bemerkenswerter Ort der hessischen Demokratiegeschichte zu bezeichnen.“

Die Arbeitsgruppe „Sängerkranz Zwingenberg“ inspizierte mit ihrem Lehrer Frank Maus den Grabstein von Johann-Georg Dieffenbach in Zwingenberg im Rahmen der Recherchen der Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl.
Von links:           Sajal Rashid, Frank Maus, Juane Bräunling, Adem Aljovic

Die Geschichtswerkstatt kooperiere nicht nur mit Dr. Holger Habich und Ralf Barthel von der Stadtverwaltung Zwingenberg, weitere Partner seien Berenike Neumeister vom Geschichtsverein, Andreas Mayer und Katharina Ziemann vom Vorstand des Gesangvereins „Sängerkranz Zwingenberg“ sowie Beatrix Irene Domsel vom Kirchenvorstand der ev. Kirchengemeinde zu Zwingenberg. Alle Genannten begleiten das Projekt aus ihrer Perspektive mit Interesse und seien auf die Ergebnisse gespannt. Wie stets, so werde die Geschichtswerkstatt auch hierzu Ergebnisse veröffentlichen. „Die historisch-wissenschaftliche Recherche unserer Vergangenheit erfolgt immer eingedenk multiperspektivischer Betrachtung und Kontextualisierung. Unsere Arbeit verstehen wir dabei stets auch als aufklärenden Beitrag zur Gesellschaftsbildung insgesamt“, so die Geschichtswerkstatt.

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