Eine Reise durch Weimars Vergangenheit

Von Goethes Gartenhaus bis zum KZ Buchenwald

Im Juli 2014 reisten Schülerinnen und Schüler aus den Leistungskursen Geschichte und des Grundkurses Deutsch der Q2 für einen Tag ins thüringische Weimar. Es galt, die Bedeutung dieser Stadt für Geschichte und Literatur zu erspüren. In einem weiteren Teil dieses fächerübergreifenden Projektes bekamen die Lernenden im November 2014 die Gelegenheit, ihre Eindrücke in Verbindung mit den Unterrichtsthemen der jetzigen Q 3 – an „Faust“ kommt jetzt niemand mehr vorbei – in einer kleinen Plakatausstellung zu präsentieren.

Plakatausstellung zu Weimar

Goethe und Schiller im Dialog
Plakataustellung und „Goethe und Schiller im Dialog“

Im Rahmen einer Exkursion fuhren die beiden Leistungskurse Geschichte des Abiturjahrganges 2015 am 22. Juli 2014 in das Thüringische Weimar, wo den Schülern neben den idyllischen und historischen Sehenswürdigkeiten der Kulturstadt auch ein tiefer Einblick in eine sehr grausame Zeit geboten wurde, die noch vor rund 70 Jahren ihre Geschichte schrieb. Ein Kontrast, der Eindruck verschaffte.

Auf dem Weg in die Stadt der Dichter

Um sechs Uhr früh starteten wir mit dem Bus an unserer Schule und machten uns auf den Weg in das etwa 320 km entfernte Weimar, wo wir noch vormittags ankamen. Dort gingen wir zusammen mit unseren Lehrerinnen Frau Diehl und Frau Lay erst einmal gemeinsam durch die Stadt, um diese schon grob erkunden zu können. Unser erstes Ziel war dabei der Jakobsfriedhof. Auf dem vor etwa 1000 Jahren angelegten Friedhof, der allerdings schon seit über 170 stillgelegt ist, wurden berühmte Persönlichkeiten wie Friedrich Schiller begraben. Auch die in Weimar geborene und gestorbene Christiane von Goethe, die seit 1806 Johann Wolfgang Goethes Ehefrau war, wurde 1816 auf dem Jakobsfriedhof bestattet. Weiter ging es in Richtung des Goethe- und Schiller-Denkmals, das sich zentral in der Mitte des Weimarer Theaterplatzes befindet.

Weimar 3Neben dem Bauhaus-Museum ist das Denkmal auch noch von einem ganz besonders historischem Gebäude umgeben: vom Deutschen Nationaltheater Weimar. Dies ist der Ort, wo 1919 die Deutsche Nationalversammlung tagte und die Weimarer Verfassung beschlossen wurde. Obwohl wir uns das Theater aus Zeitgründen leider nicht von innen ansehen konnten, war es trotzdem interessant, den Ort, an dem die Wurzeln der Weimarer Republik geschlagen wurden, von außen betrachten zu können, da man sonst im Unterricht immer nur davon hört. Unser weiterer Weg führte uns in die Schillerstraße, vorbei an Friedrich Schillers Wohnhaus.

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1802 erwarb der Dichter das damals 35 Jahre alte Haus, musste dafür aber hohe Schulden in Kauf nehmen. Nachdem seine Ehefrau 1826 verstarb und die Familie Schiller aus dem Haus auszog, gelang es 21 Jahre später in den Besitz der Stadt. Nur wenige Meter von der Schillerstraße entfernt, stößt man am Frauenplan auf das 50 Jahre von Goethe bewohnte Haus, wo er zusammen mit seiner Frau Christiane lebte.

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Schon 1782 hatte der berühmte Dichter und Schreiber einen Teil des breit- und platzeinnehmend gebauten, repräsentativ wirkenden Hauses gemietet. Zur Zeit der Jahrhundertwende erwarb Goethe das gesamte Haus als ein Geschenk von seinem Freund Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Nach seinem Tod wurde es innerhalb der Familie weitervererbt und heute zählt es zu dem UNESCO-Weltkulturerbe. Über die Puschkinstraße (Alexander Sergejewitsch Puschkin, russischer Dichter des 18. Jhd.) gelangten wir in den von Grünflächen überfluteten Park an der Ilm, wo wir das letzte Etappenziel unseres gemeinsamen Stadtrundgangs bei der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek erreichten, die vor zehn Jahren wegen eines Brandes den Verlust zahlreicher Literaturschätze hinnehmen musste, 2007 aber wieder eröffnet werden konnte.

Dort lösten wir uns dann in Kleingruppen von zwei bis vier Personen mit jeweiligen Arbeitsaufträgen auf. Jede Gruppe bekam circa eine Stunde Zeit, in der sie sich bezüglich ihres Themas (z.B. J.W. v. Goethe) in der Stadt selbstständig Informationen suchen konnte. Wollte man sich also beispielsweise über Goethe informieren, konnte man sich entweder im Goethe-Nationalmuseum umsehen oder im idyllischen Park an der Ilm bleiben, wo der Dichter nämlich auch einmal ein Gartenhaus besaß, das bis heute noch gut erhalten und von innen auch zu besichtigen ist.

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Doch auch hier fiel auf, dass Weimar eine Touristenstadt ist und wir nicht die einzigen Ausflügler im Ort waren – das Haus war nämlich voll mit Menschen bis unters Dach. Vor 238 Jahren war dies sicherlich noch nicht der Fall. Zu der Zeit hatte Goethe das Haus gerade erst für 525 Gulden ersteigert, nachdem seine Besitzerin ein Jahr zuvor, 1775, verstorben war. Goethes Freund Herzog Carl August, der alles daran setzte, dass Goethe in Weimar blieb, übernahm die Summe und kaufte ihm das Haus. Und so wurde das heute 400 Jahre alte Gartenhaus zu Goethes erstem eigenem Wohnsitz in Weimar, allerdings nur für sechs Jahre, denn 1782 verschlug es ihn dann schon in das oben bereits erwähnte Haus in die Stadt. Um 13:15 Uhr traf sich die gesamte Gruppe dann wieder am Theaterplatz, um gemeinsam zum Bus laufen zu können, der uns dann hoch auf den Ettersberg fuhr. Zu diesem Zeitpunkt wurde uns die kontrastreiche 180°-Wende unseres Ausfluges bewusst, als wir die Erinnerungen an die idyllische Stadt der Dichter hinter uns ließen und in Buchenwald weite Schritte in die Geschichte des Nationalsozialismus gehen mussten, wo man die Schande des letzten Jahrhunderts hautnah erleben konnte.

Tim Schneidereit, Q3

Konzentrationslager Buchenwald

Dem Tod ganz nahe

Als wir uns am Morgen auf den Weg nach Weimar machten war ich mir bewusst, dass dieser Tag von starken Gegensätzen geprägt sein würde. Doch als wir die Klassikerstadt erreichten, hatte ich den für den Nachmittag geplanten Programmpunkt, das Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg zu besichtigen, schon fast wieder vergessen. Zu sehr beeindruckte mich die kulturelle Blüte Weimars, die ich selbst an diesem sonnigen Tag meinte spüren zu können. Die Freiheit, die in Weimer bestand wurde in Buchenwald eingesperrt und unterdrückt. Blüte und Tod waren sich so nahe und doch waren sie meilenweit von einander entfährt und umso mehr wurden mir die von den Nationalsoziallisten begangenen Gräueltaten bewusst. Die Strecke von 8 km, von Weimar auf den Ettersberg, legten die Häftlinge meist zu Fuß zurück. In Buchenwald angekommen wurden sie in arbeitsfähig und arbeitsunfähig eingeteilt. Die arbeitsfähigen überlebten, erlagen später aber oft ihren Krankheiten oder arbeiteten sich zu Tode. Die unglaubliche Größe des Geländes überraschte und erschreckte mich, alles besaß hier seine Richtigkeit und stand unter der ständigen Kontrolle der Aufseher. Am Ende des Tages versuchte ich das Gesehene zu reflektieren, doch möglich war mir dies erst Tage später.

Jana Kalthoff, Q3

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