Ein Denkmal für Zwangsarbeiter des Tonwerks Bensheim & Heppenheim

Scholl-Schüler führen Workshop zur Einführung in die Bautechnik durch – Bauingenieur Christoph Turetschek zu Besuch im Unterricht

„Aus der Geschichte für das Leben lernen“: Die Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl macht ihrem Namen Ehre und geht wieder einmal neue pädagogische Wege. Aktuell setzen sich zwei Realschulgruppen unter der Leitung von Melanie Wüst und Martin Zipp mit Hintergründen und Lebensumständen der Zwangsarbeiter auseinander, die im Zweiten Weltkrieg unter unmenschlichen Bedingungen im Heppenheimer Tonwerk schuften mussten. Bald reifte die Idee, diesen Menschen ein Andenken in Form eines Mahnmals zu setzen. Somit war die Projektidee geboren, den Kunst- und Architektur- mit dem Geschichtsunterricht zu verknüpfen. Die Stadt Bensheim mit ihrer Aktionsreihe „Bensheim lebt Demokratie“, der Holocaust-Opfer-Nachfahre Ryan Lilienthal, Frank Maus sowie weitere Kooperationspartner fördern die innovative und erinnerungshistorische Arbeit. Ein wichtiger Schritt war nun die `Einführung in die Bautechnik´ mit Bauingenieur Christoph Turetschek.

Die beiden Kunstlehrkräfte Melanie Wüst und Martin Zipp wissen aus jahrelanger Erfahrung nur zu gut: „Schulische Werkstattarbeit bedeutet Kreativität und Mut, Lerngegenstände mittels einer Vielzahl von Methoden und Lernprodukten erfahrbar zu machen. Diesmal wollen wir den Schülern die Möglichkeit geben, etwas wirklich Bleibendes zu entwickeln – ein plastisches Denkmal für Menschen, die wir nicht vergessen dürfen.“ Durch ihren guten Kontakt zu den beiden Leitern der Geschichtswerkstatt, Peter Ströbel und Frank Maus, konnten historische Hintergründe geklärt und Dokumente nutzbar gemacht werden. Maus und Ströbel koordinieren die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Kooperationspartnern, die das Projekt unterstützen, während die beiden Kunstlehrkräfte direkt mit den Schülern arbeiten.   

Workshop mit Bauingenieur

Nachdem sich die Lernenden zunächst mit den historischen Hintergründen des Tonwerks während der Nazi-Diktatur beschäftigt haben, wurden schließlich eine Vielzahl von Gestaltungsideen für ein Denkmal entwickelt. Martin Zipp lässt seine Projektgruppe, die zum einen aus Realschülern und zum anderen aus Gymnasiasten besteht, bewusst mit architektonischen Stilen operieren: „Wir werden künstlerische Ideen mit Realwerkstoffen verschmelzen und dadurch mit allen Sinnen erfahrbar machen. Um schlussendlich ein reales Denkmal nicht nur entstehen zu lassen, sondern auch dauerhaft erhalten zu können, ist es jedoch nötig, das Projekt auch bautechnisch verantwortungsvoll zu begleiten.“ So wurde Bauingenieur Christoph Turetschek vom gleichnamigen Büro aus Lautertal eingeladen, welcher nach offizieller Begrüßung durch die Realschulleiterin Sandra Maus schließlich einen zweiteiligen Workshop mit den Schülern durchführte. Da es um die Opfer der Zwangsarbeit im Tonwerk geht, führte er die Lernenden zunächst in die bautechnischen und statischen Grundlagen der Konstruktion mit Ziegelwerkstoffen ein. Hiernach stand ein Praxisteil auf dem Programm, bei dem unter Anleitung von Turetschek mittels originaler Backsteine aus dem Tonwerk verschiedene Konstruktionsformen ausgetestet wurden.

Turetschek band die Schüler von Beginn an aktiv in seine Ausführungen ein und verdeutlichte seine Erläuterungen mit einer Vielzahl von Modellen und Grafiken. Eine seiner zentralen Botschaften war hierbei: „Wenn ein Körper in Ruhe ist, sind alle Kräfte im Gleichgewicht! Dies ist der Schlüssel der Statik. Die heutigen Informationen sollen helfen, eure Entwürfe zu überprüfen und ein ordentliches, stabiles und dauerhaftes Mauerwerk für das Denkmal herzustellen.“

Schüler der Geschichtswerkstatt erörtern Denkmal-Entwürfe mit Bauingenieur Christoph Turetschek

Ergebnispräsentation am Holocaust-Gedenktag, 27. Januar 2026

Melanie Wüst gab zum Ende des Workshops Einblicke in die weitere pädagogische Arbeit: „In den nächsten Wochen werden die Schüler ihre Denkmalentwürfe überarbeiten und Modelle mit Miniaturziegelsteinen erstellen. Wir freuen uns schon sehr auf die öffentliche Präsentation der Modelle am 27.1.2026. Zum Holocaust-Gedenktag würdigen wir die Opfer der NS-Zwangsarbeiter im Tonwerk durch die Vorstellung unserer Arbeitsergebnisse. Eine Jury wird aus der Vielzahl der Entwurfsmodelle eines auswählen, das schließlich im Frühjahr nächsten Jahres auf dem Gelände der GSS gebaut wird. Teil der Jury werden neben Schuleiter Thomas Stricker Bürgermeisterin Christine Klein, Ryan Lilienthal aus den USA, dessen Vorfahren im Tonwerk Zwangsarbeit verrichten mussten sowie Bauingenieur Christoph Turetschek sein.“

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