E-YOU: Politikwerkstatt der Geschwister-Scholl-Schule zur Europawahl in Brüssel

13 Schülerinnen und Schüler der Politikwerkstatt der Geschwister-Scholl-Schule verfolgten zusammen mit einer polnischen Schülergruppe aus Slupsk den Ausgang der Europawahlen vor Ort in Brüssel. Das vom Haus am Maiberg organisierte Seminar unter dem Titel „E-YOU“ fand vom 22.05.-27.05. zunächst in Heppenheim und anschließend in Brüssel statt und rückte die als richtungweisend geltenden Wahlen zum Europäischen Parlament in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Aufgrund der internationalen Ausrichtung des Seminars wurde im Seminar durchgängig Englisch gesprochen.

Im folgenden Seminartagebuch werden die wesentlichen Erlebnisse geschildert.

Mittwoch, 22.05.:

Den Startpunkt des Seminars bildeten am Mittwochnachmittag ein gegenseitiges Kennenlernen der beiden Schülergruppen aus Bensheim und Slupsk sowie eine erste Einführung in das politische System der Europäischen Union. Dabei wurden zudem zwei Themen näher beleuchtet, die im Seminar noch eine Rolle spielen sollten: zum einen Lobbyismus in der EU und zum anderen die immer noch sehr umstrittene Urheberrechtsreform.

Donnerstag, 23.05.:

Am Donnerstag fand eine Gesprächsrunde mit Michael Gahler statt, der als Abgeordneter für die CDU in der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament sitzt und dort Experte für Außen- und Sicherheitspolitik ist. In der sehr kontrovers geführten Diskussionsrunde kamen Themen wie Rechtstaatlichkeit in Polen, das deutsche sowie polnische Verhältnis zu Russland, die Ukraine-Krise, der Klimawandel, aber auch die Urheberrechtsreform zur Sprache, die bei den Jugendlichen noch immer eine hohe Relevanz besitzt. Dabei wurde insbesondere beim letzten Thema eine große Diskrepanz zwischen den Auffassungen von Herrn Gahler und denjenigen der Schüler*innen deutlich.

Freitag, 24.05.:

Am Freitagmorgen machte sich dann die über 30 Personen starke deutsch-polnische Gruppe mit dem Zug auf den Weg in Richtung Brüssel. Nach dem Bezug der Hotelzimmer ging es auch schon weiter zum ersten Termin in Brüssel: Die Nichtregierungsorganisation „EDRi“, die sich für European Digital Rights einsetzt, hatte die Gruppe zu einem Gespräch eingeladen. Nach einer Einführung in die Arbeit von „EDRi“ und einer informativen Darstellung, wie Interessenvertretung bzw. Lobbyismus auf europäischer Ebene funktionieren, wurden zahlreiche Fragen zu digitalen Grundrechten beantwortet.

Am Abend fand als Abschluss einer großen Klimademonstration ein internationales Konzert statt, auf dem einige Schüler*innen den Abend ausklingen ließen.

Samstag, 25.05.:

Nach einem freien Vormittag, der überwiegend zur Erkundung der Stadt oder von Sehenswürdigkeiten wie dem Atomium genutzt wurde, absolvierten die Schüler*innen am Samstagmittag im Parlamentarium ein interaktives Rollenspiel zum Gesetzgebungsprozess in der EU. Dabei schlüpften sie in die Rollen von Abgeordneten des Europäischen Parlaments, die vier  verschiedenen Fraktionen zugeordnet waren, und verhandelten sowohl innerhalb ihrer Fraktion als auch fraktionsübergreifend über eine Wassersolidaritäts- und eine Personenerkennungsrichtlinie. Mit diesen Beispielen wurden zugleich auch aktuelle Themen wie der Klimawandel oder das Spannungsverhältnis von Sicherheit und Freiheit angesprochen. Das zweistündige Rollenspiel war dabei sehr realitätsnah und medial sehr abwechslungsreich gestaltet, sodass die Teilnehmer*innen nachempfinden konnten, wie Aushandlungs- und Abstimmungsprozesse in den Europäischen Institutionen funktionieren und welche verschiedenen Akteure Einfluss auf das Handeln der Parlamentarier nehmen.

Ein gemeinsamer Spaziergang durch die Stadt, der unter anderem zum weltberühmten „Manneken Pis“ führte, rundete den Tag stimmungsvoll ab.

Sonntag, 26.05.:

Am Vormittag stand zunächst eine Einheit zu persönlichen Werten und Wertvorstellungen auf dem Programm. Hierbei sollten neben den inhaltlichen auch gruppendynamische Aspekte wie Beteiligung und Gesprächsverhalten reflektiert werden.

Am Sonntagnachmittag absolvierten die Schüler*innen dann eine interaktive Institutionen-Rallye im Actionbound-Format durch das Europaviertel Brüssels, die zu zentralen Institutionen wie der Europäischen Kommission führte und schließlich mit einem Gang durch das Haus der Europäischen Geschichte endete. Bereits zu diesem Zeitpunkt merkte man aufgrund der hohen Medienpräsenz, dass Brüssel ganz im Wahlfieber war.

Am Abend verfolgten die Teilnehmer*innen auf einem zentral ausgerichteten Bürgerfest vor dem Parlament und auf dem angrenzenden Place du Luxembourg mit Spannung die Wahlergebnisse. Mit musikalischer Untermalung und getragen von einer proeuropäischen Stimmung fand ein erster intensiver Austausch über den Wahlausgang statt.

Montag, 27.05.:

Am Montagvormittag wurden die Wahlergebnisse bei einem Besuch des Europäischen Parlaments noch einmal ausgewertet und diskutiert. Ein Referent des Parlaments berichtete über die Grundlagen der Parlamentsarbeit und lieferte Impulse für einen angeregten Austausch über den Wahlausgang am Vorabend. Besonders eindrucksvoll war der Blick in den Plenarsaal – auch bekannt unter dem Namen „Hemicycle“ –, der aufgrund der Wahlen zu einem Pressezentrum inklusive großer Bühne umgebaut worden war.

Nach einer gemeinsamen Reflexion des Seminars war es für die deutschen Schüler*innen nachmittags an der Zeit, sich von den polnischen Schüler*innen zu verabschieden und die Heimreise mit dem Zug nach Bensheim anzutreten. Die polnischen Teilnehmer*innen reisten erst abends mit dem Bus aus Brüssel Richtung Polen ab.

Auf der Rückfahrt waren sich alle einig, dass diese Exkursion äußerst interessant und lehrreich war. Nicht nur die EU hautnah erlebt zu haben, sondern auch der interkulturelle Austausch mit den polnischen Schüler*innen stellte für alle eine große Bereicherung dar. Und schließlich bei einer so wichtigen Wahl live dabei gewesen zu sein und den Geist Europas tatsächlich gespürt zu haben, war für alle Teilnehmenden etwas ganz Besonderes.

Ein großes Dankeschön für die Organisation dieser erlebnisreichen Reise in das politische Zentrum Europas gilt Michaela Jacobs und Fredrik Kempf vom Haus am Maiberg.

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