„Ich möchte meine Leser nicht belehren, sondern im Innersten berühren. Wenn mir das gelungen ist, dann habe ich nicht umsonst geschrieben.“

Nachruf auf die Autorin Lilo Beil (1947-2025).

15 Jahre lang bereicherte die Autorin Lilo Beil regelmäßig unseren Geschwister-Scholl-Gedenktag mit Lesungen aus ihrem Erzählband „Schattenzeit Geschichten“. Darin klärte sie auf einfühlsame und schonende Weise bereits Fünft- und Sechstklässler über die Verbrechen der NS-Zeit auf und setzte ein Zeichen für Mitmenschlichkeit und Toleranz. Das sei für sie „immer ein beglückendes Erlebnis“, so Beil einmal in einem Interview mit dem Wochenblatt Bad Bergzabern. Ein ganz besonderes Erlebnis bot sich auch einigen unserer älteren Klassen in den Jahren 2023 und 2024, als Lilo Beil ihren letzten Roman „Lebende Schatten“ vorstellte und dabei von der Zeitzeugin Judith Rhodes begleitet wurde. Die mit Lilo Beil befreundete Engländerin war eigens zum Scholl-Gedenktag aus Leeds angereist, um vom Schicksal ihrer Mutter zu berichten, die im Alter von 15 Jahren mit einem Kindertransport aus Nazi-Deutschland fliehen konnte, während ihre restliche Familie in der Shoah umkam.

Lilo Beil war eine leidenschaftliche Pädagogin. 36 Jahre lang unterrichtete die ehemalige Lehrerin für Englisch und Französisch an der Martin-Luther-Schule in Rimbach. Erst spät erfüllte sie sich im Alter von 50 Jahren einen lange gehegten Wunsch und veröffentlichte 1997 ihren ersten Erzählband. Seitdem ist ihr Werk auf rund 50 Bücher angewachsen, darunter viele Romane, Erzählungen, vereinzelt auch Gedichte. Außerdem zeichnete und malte sie gern, wenn es ihre Zeit erlaubte und sie schrieb und illustrierte Kinderbücher für ihre vier Enkelkinder. 

Kindheit und Jugend verbrachte die Pfarrerstochter zusammen mit den Eltern und einer Schwester in dem idyllischen Pfälzer Dorf Winden. Das Pfarrhaus mit „Zaubergarten“ und vielen Tieren hat sie sehr geprägt. Im Studium der Anglistik und Romanistik in Heidelberg lernte sie ihren Mann kennen, danach sei sie an der Bergstraße „hängengeblieben“, so die Autorin einmal in einem Interview.

Zehn Jahre nach ihrem Erstlingswerk erschien der erste Band ihrer Krimireihe rund um den Ludwigshafener Kommissar Friedrich Gontard, die gewissermaßen zu Beils Markenzeichen geworden ist. Darin verpackt sie auf originelle und spannende Art und Weise ernste und gesellschaftlich wichtige Themen wie Stalking oder Mobbing, vor allem aber die „Schatten der Vergangenheit“ aus der NS-Zeit mit dem Hier und Jetzt.

„Ich schreibe nicht autobiografisch, sondern autofiktional“, so Beil einmal im Interview, „also vermischen sich bei mir Fact and Fiction, Wirklichkeit und Imagination.“ Im „echten Leben“ lebte die Mutter von drei erwachsenen Töchtern zusammen mit ihrem Ehemann in Birkenau. Ihr „Lebensmuster“ laute: „Kinder, Tiere, Idyllen und deren Gegenteil. Und immer wieder die Schatten der Vergangenheit. Und nicht zu vergessen: Kunst und Antiquitäten“, heißt es auf ihrer Homepage.

Am 24. Mai 2025 ist Lilo Beil im Alter von 78 Jahren gestorben.

Uns hast du mit deinen Geschichten, aber auch mit deiner aufrechten Haltung und deinem Engagement immer im Innersten berührt. Wir sagen Danke, liebe Lilo Beil!

Die Schulgemeinde der Geschwister-Scholl-Schule Bensheim.

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