Wichtige Erfahrungen im Ausland gesammelt

ausl

© Neu

Bensheim. Drei Oberstufen-Schülerinnen der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) absolvierten ihr Berufspraktikum, das für das zweite Jahr in der Oberstufe vorgesehen ist, im Ausland. Alicia Röhrig zog es in die französische Gemeinde Sarre-Union, wo sie in einem Kindergarten arbeitete. Lola Sobolewska und Leona Treusch gingen nach Exmouth im Südwesten Englands, um sich dort in den Schulbetrieb einzuleben. Zurück kamen sie mit Eindrücken, die sich deutlich von dem unterschieden, was sie aus Deutschland kannten. In der Primary School, der Exeter Road Community, begleitete Leona Treusch eine dritte und Lola Sobolewska eine sechste Klasse. Der Klassenlehrer unterrichtete weitgehend alle Fächer, war dabei jedoch nie allein. Grundsätzlich begleitete ihn ein Assistent, ein „assistant teacher“. „Zeitweise waren vier Erwachsene im Raum“, wunderte sich die Schülerin.

Der Unterricht verlief ohne Klingelzeichen, fast unmerklich wechselte man von einem Fach zum nächsten. Ein Thema stand fächerübergreifend im Zentrum, der differenzierte Unterricht an Arbeitstischen war die Regel. Ein Kind in der Klasse wies deutliche Verhaltensprobleme auf und hatte stets einen speziellen Ansprechpartner an seiner Seite. So konnte das Kollegium dem Lernstand jedes einzelnen Schülers gerecht werden.

Die beiden England-Reisenden wunderten sich auch darüber, wie viel Raum man der Kreativität und den spontanen Äußerungen der Schüler gab. Wie selbstverständlich wurde ein Laubblatt, das ein Schüler zufällig entdeckt hatte und das eine ungewöhnliche Form aufwies, unters Mikroskop gelegt und gemeinsam in Augenschein genommen. Konflikte zwischen Schülern, so der Eindruck der jungen Leute, wurden nicht unter den Teppich gekehrt. Bevor man sich den Inhalten widmete, wurden sie angesprochen und möglichst bereinigt.

Die Pädagogen kümmerten sich auch um die individuellen Befindlichkeiten der Schüler. Sie hatten Vorrang vor dem eigentlichen Unterricht. Gleichzeitig förderte man Teamgeist und Klassenzusammenhalt: „In den Klassen und der gesamten Schule herrschte immer eine familiäre Atmosphäre.“

Das für Deutschland typische Bild von Ranzen tragenden Schülern kennt man in England nicht. Zum Erstaunen der GSS-Schülerinnen blieben auch Bücher im Unterricht weitgehend außen vor. Man arbeitete stattdessen mit kopierten Blättern. Zudem wurde eifrig Gebrauch von technischen Medien gemacht: White und Active Boards, Computer und Laptops. Hausaufgaben waren auf der Insel ein Fremdwort. Wenn die Pennäler nachmittags um drei Uhr die Schule verließen, hatten sie Zeit für ihre Hobbies.

Alicia Röhrig zog es ins Elsass. Im Rahmen eines Schüleraustausches hatte sie die dortige Partnerschule der GSS bereits besucht. „Ich liebe die französische Sprache“, sagt sie. Sie konzentrierte sich während ihres Aufenthalts nicht auf die dortige Grundschule. „Dort hätte ich nur beobachten dürfen“, begründete sie ihre Entscheidung, in einen Kindergarten hinein zu schnuppern. Erstaunt war sie unter anderem von der Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit der Kinder.

In Frankreich gehe es wesentlich reglementierter und strukturierter zu als in den meisten deutschen Einrichtungen. Regelverstöße würden konsequent geahndet. „Da muss schon mal ein kleiner Knirps drinnen auf dem Stuhl verweilen, während die anderen draußen spielen dürfen“, berichtete sie.

Die drei GSS-Schülerinnen waren zwar im pädagogischen Bereich aktiv, beruflich wollen sie jedoch andere Wege gehen. Alicia Röhrig und Leona Treusch möchten nach dem Abitur ein Studium der Innenarchitektur aufnehmen. Für Lola Sobolewski ist ein Lehramtsstudium ein Backup, falls ihr Notenschnitt für einen der wenigen und begehrten Studienplatz im Fach Psychologie nicht ausreichen sollte. moni

© Bergsträßer Anzeiger, Donnerstag, 04.02.2016

single.php