„Seid neugierig, hinterfragt und habt den Mut zur Veränderung“ – SOKO Tierschutz an der Geschwister-Scholl-Schule

Im Rahmen eines jahrgangsübergreifenden Tierschutzprojekts der Klasse 6Rb war am vergangenen Mittwoch Friedrich Mülln von SOKO Tierschutz an der Geschwister-Scholl-Schule Bensheim zu Gast.

Mülln, der als Journalist und erster Vorsitzender seines Vereins vorrangig deutschland- und europaweit, mittlerweile aber auch weltweit im Einsatz ist, um Missstände in der Haltung von sog. Nutz- und Versuchstieren und Verstöße gegen das Tierschutzgesetz aufzudecken und anzuzeigen, war zahlreichen Schülern aus TV und Presse bereits bekannt.

In einem kurzweiligen Vortrag, der durch teils bedrückendes Bildmaterial von Recherchen des Vereins in Ställen der Nutztierhaltung, auf Pelzfarmen und in Tierversuchslaboren illustriert wurde, erfuhren die Schüler viel über die aktuelle Problematik der industriellen Tierhaltung und das Dilemma, in dem sich auch Landwirte befinden, wenn sie immer mehr, immer schneller und immer billiger tierische Lebensmittel produzieren müssen – weil ein Großteil der Konsumenten dies fordert.

„Was würdet ihr beim Anblick dieses Bildes empfinden, wenn es eben keine Hühner, sondern eure geliebten Hunde, Katzen oder Kaninchen wären?“, fragte Mülln die Kinder, als er Bilder aus einem Stall für Legehennen zeigte, bei denen die Tiere augenscheinlich keine Möglichkeit hatten, ihren natürlichen Bedürfnissen nachzukommen, und fügte hinzu: „Diese Tiere wollen essen, schlafen und spielen wie wir. Und sie sind höchst intelligent. Ein Schwein ist mindestens genauso klug wie ein Hund.“

Nach anfänglicher Bestürzung über die dargelegten Fakten, zeigten sich die Schülerinnen und Schüler interessiert an den diversen Möglichkeiten, die Lebensumstände dieser Tiere zu verbessern und brachten immer wieder fundierte Fragen in die Diskussion ein, stellten aber gleichzeitig unter Beweis, dass sie bereits über großes Vorwissen verfügen.
So wusste ein Schüler von der Problematik der intensiven Regenwaldrodung, um dort Futterpflanzen für Nutztiere anbauen zu können und ergänzte, dass durch pflanzliche Ernährung mehr Menschen ernährt werden könnten als durch tierische. Im Gespräch zeigte sich, dass den meisten Kindern pflanzliche Lebensmittel wie Tofu oder Seitan ein Begriff waren, ebenso die Möglichkeit, tierische Milch durch pflanzliche zu ersetzen, die beispielsweise aus Hafer, Reis, Soja oder Nüssen gewonnen wird.

Unterstützt durch Friedrich Mülln und die beiden Klassenlehrerinnen Dorothea Allandrieu und Claudia Schuchmann erarbeitete die Klasse im Anschluss in einer Gruppenarbeit Kurzpräsentationen zu verschiedenen Themen der Nutztierhaltung, die auch deren ökologische Folgen und Auswirkungen auf die Umwelt thematisierten.

Deren Ergebnisse stimmten viele nachdenklich. Dass allein in Deutschland jährlich 750 Millionen Tiere zur Nahrungsmittelproduktion geschlachtet werden, war für die Schüler eine kaum vorstellbare Zahl, die sich erst einmal setzen musste. Auch erstaunte viele, wie groß der Wasserverbrauch in der Nutztierhaltung ist: Für ein Kilogramm Kartoffeln werden 100 Liter Wasser benötigt, für ein Kilogramm Rindfleisch hingegen 15.000 Liter.

Mit der Geschichte des kleinen Schweinchens Johanna schloss Mülln seinen Vortrag ab.
Sie wurde, weil viel zu klein, krank und nicht schlachtreif, von einem Schlachthofmitarbeiter aus Mitleid vor der Nottötung gerettet und an das Team von SOKO Tierschutz übergeben, welches sie zum Lebenshof „Hagelhof“ brachte. Dort erholte sich Johanna und darf nun ein artgerechtes Leben führen, mit allem, was zu einem Schweineleben gehört.
Eine Geschichte, die allen Anwesenden Hoffnung machte, dass ein Umdenken im Umgang mit unseren Mitgeschöpfen möglich ist.

Den Schülern liegt viel daran, dass sich bestehende Zustände ändern und sie begannen bereits mit ihrer Planung, den Verein SOKO Tierschutz und den „Hagelhof“ mit einem Kuchenverkauf zu unterstützen. Gleichzeitig sollen ausgewählte Klassen mit Kurzvorträgen über die Arbeit des Vereins informiert und angeregt werden, selbst ein wenig bewusster zu konsumieren.

„Seid kritisch und hinterfragt alles, was ihr hört und lest, hinterfragt auch meine Worte“, sagte Mülln zum Abschluss vor der Klasse. „Ihr könnt etwas verändern und euch engagieren. Und am wichtigsten: lasst euch nie die Hoffnung nehmen.“

single.php